Nominatoren

Prof. Rolf Bier, Kunstakademie Stuttgart
Adrienne Braun, Journalistin, Stuttgart
Dr. Zsuzsa Breier, Kulturjahr der ZEHN, Berlin
Dr. Siegmar Holsten, Kunsthalle Karlsruhe
Prof. Thomas Wagner, Journalist, Frankfurt
Künstlerischer Beirat des Bildhauersymposions Heidenheim

Jury

Prof. Dr. Manfred Schneckenburger, Köln
Ellen Seifermann, Kunsthalle Nürnberg
Roman Signer, St. Gallen

Verein

Vorsitzende:  Gabriele Rogowski
Vorstand:  Dr. Hermut Kormann, Thomas Bögerl, Dr. Maximilian Eberle, Joachim Dziallas, Klaus Moser, Dr. René Hirner, Wilfried Wörner
Künstlerischer Beirat:  Dr. René Hirner, Berni Fetzer, Franklin Pühn, Horst Pommerenke
Technischer Ausschuss:  Wilfried Wörner, Ulrich Wittmann

Preisträger

Heike Mutter und Ulrich Genth, Köln
Harald Kröner, Pforzheim
Rüdiger Stanko, Hannover
Ralf Werner, Düsseldorf

Firmen

Franz Schuck GmbH
Osram GmbH
Hummel Siebdruck Werbetechnik GmbH & Co. KG
GBH - Grundstücks- und Baugesellschaft AG Heidenheim

Ulrich Genth/Heike Mutter
Die demokratische Sozialisation des kreativen Lasters

Franz Schuck GmbH, Armaturen

Kein Gebäude und kein Ort, sondern die Mobilität im wörtlichen wie im übertragenen Sinne bildet den Ansatzpunkt für das Projekt von Heike Mutter und Ulrich Genth (geb. 1968 bzw. 1971, leben in Köln und Düsseldorf). Aus 200 Metern Plastikrohr der Firma Schuck Armaturen formen die Künstler eine große graphische und expressiv verschlungene Skulptur, die aufregend aussehen soll, aber auf nichts anderes als sich selbst verweist. Diese autonome künstlerische Form wird auf einen mobilen Untersatz, einen LKW montiert, der als Sockel dient. Er macht die Skulptur so mobil, dass sie in den kommenden drei Jahren ihren Standort mehrfach wechseln kann. Die mobile Plastik reagiert damit auf ein Problem, das bei der Platzierung von Skulpturen im öffentlichen Raum häufig auftritt – nämlich heftige Kontroversen über ihren Standort. Deshalb richten die beiden Künstler im Internet ein öffentliches Diskussionsforum ein (www.demokratische-sozialisation.de), das es allen interessierten Bürgerinnen und Bürgern ermöglicht, sich zu informieren, Standorte zu diskutieren und schließlich darüber auch zu entscheiden. D. h. der dauerhafte Diskussionsprozess mit den Bürgerinnen und Bürgern untereinander sowie mit dem Künstlerpaar ist ein integraler Bestandteil dieses Skulpturenprojektes, das den – nicht ganz ernst gemeinten - Titel „Die demokratische Sozialisation des kreativen Lasters“ trägt.

Harald Kröner
werk schaffen erde...

Osram GmbH

Harald Kröner (geb. 1962, lebt in Pforzheim) arbeitet mit über 750 Autoglühlampen der Firma Osram. Aus ihnen formt er Lichttexte, die sich mehrdeutig auf zwei mit Bedacht ausgewählte städtische Transiträume beziehen: eine Fußgänger- und eine Autounterführung. Die Texte „auf der welt sein: im licht sein“ und „werk schaffen erde verbergung lichtung“ bringen einerseits zusätzliches Licht in die beiden dämmerigen Tunnel, andererseits stimulieren sie freie Assoziationen über das Verhältnis von Licht und Dunkel. Zugleich werfen die Texte aber auch die Frage nach ihrer Herkunft und exakten Bedeutung auf. Während letzteres vom Betrachter selbst beantwortet werden muss, nennt uns der Künstler seine Quellen: Das erste Zitat stammt aus Max Frischs Roman „Homo Faber“ (1957) und ist die verkürzte Version eines Lieblingszitates des Künstlers zum Thema Licht. Die zweite Wortfolge setzt sich aus zentralen Begriffen in Martin Heideggers Schrift „Der Ursprung des Kunstwerks“ (1960) zusammen, welche die ontologische Verbindung von materiellen Kategorien wie Erde, Licht und Dunkel mit geistigen und kreativen Kategorien nachzuweisen sucht.

Rüdiger Stanko
Industrie – Kultur

Hummel Siebdruck und Werbetechnik GmbH & Co KG
 
Die Partizipation der Bewohner und Besucher Heidenheims ist auch ein notweniger Bestandteil des Projektes von Rüdiger Stanko (geb. 1958, lebt in Hannover), das er bei der Firma Hummel Siebdruck und Werbetechnik realisiert. In zwei Befragungen sammelt er farbliche und quantitative Daten, um auf deren Basis zwei großformatige Wandbilder zu malen. Seine Befragungen nehmen dabei Bezug auf die Geschichte und das Selbstverständnis der Stadt, indem er deren Bewohner nach den Farben fragt, die sie mit den Begriffen „Kultur“ und „Industrie“ assoziieren. Zwar werden diese Begriffe in der Regel nicht mit Farben in Verbindung gebracht – wie dies beispielsweise bei den Begriffen wie „Liebe“ = rot und „Hoffnung“ = grün der Fall ist -, aber genau dieser Zusammenhang interessiert den Künstler.
 
Zur Befragung hatte Rüdiger Stanko in der Innenstadt zwei Farbwahltische aufgestellt, an dem die Teilnehmer anhand von Farbkartons ihre Farbassoziationen bestimmen konnten. Nach der Stimmenzahl für jede Farbe wird dann die Größe der einzelnen Farbflächen bestimmt, die der Künstler schließlich in ein großes Streifenbild umsetzt, das im öffentlichen Raum ausgestellt wird.
 
Mit diesem partizipativen Projekt fragt der Künstler so einerseits nach den Mechanismen und dem Sinn ähnlich gelagerter Meinungsumfragen, Telefonabstimmungen oder „Wahlen“, andererseits „demokratisiert“ er damit den malerischen Schaffensprozess. Denn das Bild entspringt nun nicht mehr dem unerklärlichen Schöpfungsakt eines „genialen“ Künstlerindividuums, sondern einem transparent strukturierten öffentlichen Prozess. Das daraus entstehenden Wandbild ist somit ein kollektives Produkt und dennoch Kunst.

Ralf Werner
Pagode

GBH Grundstücks- und Baugesellschaft AG Heidenheim

Ebenfalls eine Intervention, also einen Eingriff in eine bestehende räumliche Situation, nimmt Ralf Werner (geb. 1969, lebt in Düsseldorf) vor. Anders als Harald Kröner wählt er jedoch keinen häufig frequentierten Transitraum, sondern ein kleines Gebäude, das alleine am Hang des Heidenheimer Schlossbergs steht. Im Ambiente des Schlossparks wirkt das fensterlose Fachwerkhaus merkwürdig fremdartig, denn offenkundig erfüllt es weder die Funktion eines Pavillons noch eines Toilettenhäuschens. Bei dem rätselhaften Haus handelt es sich um die Pumpenstation eines in den Berg hinein gebauten Wasserreservoirs. Dem Geist der Zeit vor dem 1. Weltkrieg entsprechend hat man dessen technische Funktion jedoch bewusst verschleiert, in dem man es mit einem Fachwerk versah, das an einen Holzpavillon denken lässt. Das Pumpenhäuschen stellt also eine Illusionsarchitektur dar, wie sie bei technischen Gebäuden des frühen 20. Jahrhunderts häufig zu finden ist.

Dieser Architektur setzt nun Ralf Werner – im Wortsinne – die Krone auf, indem er die alte Fachwerkkonstruktion exakt kopiert und auf das Dach des Gebäudes setzt. Damit macht er die Idee, die dieser Illusionsarchitektur zugrunde liegt – also den Holzpavillon – erst richtig sichtbar, und realisiert ihn zugleich als wirkliche Architektur, die - auf Grund ihrer Lage - dem Besucher jedoch weiterhin unzugänglich bleibt. Doch mit der Verdoppelung des Fachwerks macht Ralf Werner nicht nur den Illusionismus der ursprünglichen Architektur wahrnehmbar, sondern er verwandelt das Gebäude damit zugleich in eine Pagode, deren Merkmal das Prinzip der (sukzessiven) Wiederholung einer hölzernen Grundkonstruktion ist. Diese Verwandtschaft des illusionistischen Pavillons mit asiatischer Pagodenarchitektur verweist ihrerseits auf die lange Tradition exotischer Illusionsarchitektur in europäischen Landschaftsgärten, wofür der Chinesische Turm im Englischen Garten der Stadt München wohl das bekannteste Beispiel ist.